„Das Universum ist niemandem böse“: Zu Thomas Stüssis „2027“
Ausstellungstext
Kunstraum Kreuzlingen
2020

Das Universum ist niemandem böse

Thomas Stüssis „2027“ im Kunstraum Kreuzlingen



Da ist: Raum [Höhe, Breite, Länge]
Vier Fenster & nochmal vier Fenster
Ist das: Freiheit. Heißt das: CHAISCH MACHÄ WAT WÖTSCH
Nötig ist: Geschwindigkeit > Schnelles, leichtes Material, Technisch easy und Erzählung

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Ortung: Eine Landschaft zwischen Himmel und Erde. Zwischen Ende und Anfang durch welche allerhand Menschlichkeiten fliegen. Realität ist Ansichtssache, seit jeher gewesen. Wunsch ist: Glauben an nichts als die Wirklichkeit, die durchsichtige.

Suchend nach Tlön, Uqbar: Find ich's nicht im Kantontagblatt. Sage ich Totale Atome: 47, 1a Raumkrümmung und Serotonin. Wären wir hier bei „Wünsch dir was” gäb's eine Utopie für alle. Sind wir alle Tiere, organisch/ mineralisch, Himmelsbotenstoffe....

Diese Welt ist eine Kugel und das nicht erst seit gestern. Das wusste schon Galilei und danach hatten viele andere auch noch recht und sind noch dabei. Von der Kugeligkeit des Planeten zu sprechen, klingt schöner als zu sagen, dass die Erde rund ist. Sprechen wir also von Kugeligkeiten, liegend, schwebend, kreisend. Und alle in nahbarer Nähe. Das Universum ist groß, so groß, darin gibt es Platz, viel Platz.

Und du bist da, ok. Feel free to sit down in diesem unbequemen Sessel.

Diese Welt ist eine in Bahnen ziehende Bühne. Eine ihre Bahn ziehende Bühne. Aber Achtung, Achtung! Physisch echt sind nur die Baumzweige und der Lehm, direkt aus Eden.

Wir suchen nach ziemlich viel hier drinnen. Entdecken dabei zehn neue Sterne und ein zweites Sonnensystem und the dreams of a better life, das Prinzip Hoffnung. Nichts ist so sicher wie die Zukunft, aber nur wenn die Welt nicht zuvor untergeht. Ganz prima deswegen, diese Primzahl. 2027.

Durchgängig und 100% eins sein. Naturalisieren wir uns. Schau dir den Himmel an, der ist immer oben. Man könnte: Einen tönernen Mond in der Tasche tragen oder drei Planeten pro Hand. Als eine Art Sonnenersatz.

Es wird konkret utopisch, da draußen vor der Weltraumtür. Ein Tritt hinaus und die Schwerkraft wird halbiert. Könnte man nun spazieren fliegen, wiegen wir auf lange Sicht nicht mehr als eine Mücke. Das Primat der Tat. Frage & Vermutung: Dieses Universum ist nicht unendlich [Φ ?] und darum wird es sich auch freuen, wenn wir es besuchen.

Hello darkness. Das Universum ist menschlich. Das Universum bist anteilig du.

Denkt man dann hier entlang, an dieser Sternenlinie grad hinauf und dann bei der ersten Kurve scharf nach rechts. Das Universum ist ein Labyrinth, haha!

Also los und reinlaufen und warten bis ein hohler langer Klang entsteht, so etwa wie zwei Planeten, die aneinanderstoßen und dann weiter ihre Kreise ziehen. Und wer sich im Kreis dreht, kriegt die Kurve.

Alles Erfundene recht genau ansehen. Denn ein Blick ist ein Diamant und der zerschneidet das Weltall und dann schreibst du darauf die Telefonliste von morgen.
Und dann etwas mit den Fingern suchen. Das Universum mit den Fingern suchen. Geht alles, geht gut. Denn Gott ist gerade nicht da, er lebt in der Wohnanlage gegenüber und sieht uns beim Spielen zu. Ganz fantastisch.

Das Universum ist menschlich. Das Universum bist anteilig du. Und das Universum ist niemandem böse. Auch nicht dir. Auch nicht dir. Auch nicht dir.

Und das alles mutet etwas surreal an als wäre man draußen auf einem Feld nach der Hälfte seiner Zeit eingeschlafen und dann träumt man weiter und wacht auf und steckt mittendrin in einem anderen Kosmos. Mit einem Fuß fest im Traum verankert. Mit dem anderen im Stüssiversum, und die Erdtrabanten [im neuen Plural] befeuern sich gegenseitig, wer schneller seine Kreise zieht.

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* Alle Kursivsetzungen stammen aus dem Skript von Thomas Stüssi „2027“.

Barbara Marie Hofmann, 2020


Website Thomas Stüssi

Fotos: © Kunstraum Kreuzlingen


>Hier finden Sie alle Ausstellungstexte für den Kunstraum Kreuzlingen.



Zum Anhören: Audiokommentar zur Ausstellung

Text und Bearbeitung: Barbara Marie Hofmann

Sound: audiyou.de